Das Monster macht erste Probleme / Das Monster, welches meine Augen fraß
Natürlich verlief das alles nicht so glatt und harmlos wie es sich bisher anhört. So läuft es doch nie im Leben, also werfen wir auch einen Blick auf die andere Seite der Medaille.
Es begann hauptsächlich in dieser unsäglichen Pubertätsphase. Einem wurde so gut wie alles egal, vor allem diese Krankheit, die einen einfach nur nervte. Und so erging es auch mir. Mir wurde es egal. Ich spritze, wann ich Zeit hatte. Machte kaum noch einen Blutzuckertest, aß wann und worauf ich Lust hatte und spritze gefühlt eben irgendetwas, aber selten das, was es hätte sein müssen. So etwas kann eine Weile gut gehen, wird aber irgendwann eskalieren. Für die Zeit damals habe ich heute die Quittung bekommen, denn der Körper vergisst nichts, dazu aber später mehr!
Damals waren die Auswirkungen nicht so schlimm, ich lebte einfach wie es mir passte und nicht wie es der Krankheit angemessen gewesen wäre. Ihr kennt alle diese Phasen, wo euch alles egal ist, oder? So jedenfalls ging es mir.
Manchmal ging es mir dann wirklich schlecht, ich hatte zu viel Zucker in meinem Körper und zu wenig Insulin. Ich war müde, musste mich öfter erbrechen und schwor mir, nie wieder so nachlässig zu sein. Dann ging es mir wieder gut und die Vorsätze gingen zum Teufel.
Das ein oder andere Mal war ich auch im Krankenhaus, aber auch dies hielt meist nur mehrere Monate, bis ich wieder anfing zu schlampen. Heute würde ich mir dafür am liebsten in den Hintern treten, damals wollte ich einfach nur frei sein.
Diabetes zu haben kann nerven, sehr sogar, denn man braucht Disziplin. Vierundzwanzig Stunden am Tag. Sieben Tage die Woche. 365 Tage im Jahr. Das kann einen zerstören und es kann einen verrückt machen. Man bringt in Studien heute durchaus die Entwicklung von Depressionen mit Diabetes in Verbindung, denn diese Disziplin Tag für Tag einzuhalten, ist schwierig. Man muss immer, wirklich immer, die Krankheit als erstes im Blick haben. Testen, spritzen, essen. Kein essen ohne Blutzucker messen und Injektion. Kein Naschen. Kein Happen abbeißen. Niemals. Testen, spritzen, essen!
Dies verlangt von den Patienten einiges ab und gerade in der Zeit der Pubertät, kann das einfach mal flöten gehen und wenn diese Selbstverständlichkeit einmal weg ist, dann ist es unglaublich schwierig diese wieder zu finden. Ich suche nach zehn Jahren immer noch nach dieser Leichtigkeit von früher. Es sollte so selbstverständlich wie Atmen sein. Ist es aber nicht. Nicht mehr. Und vielleicht nie wieder.
Trotzdem muss ich mich damit arrangieren. Heute. Aber damals war mir das egal, da dachte ich noch nicht an die Zukunft! Denn damals wollte ich frei sein und leben wie jeder andere!
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