Das Monster wird geboren / Das Monster, welches meine Augen fraß
Ich war sechs Jahr alt und noch im Kindergarten, als mich das Monster fand. Zunächst war es nicht ersichtlich, aber nach und nach kristallisiert sich etwas Ungutes heraus. Ich wurde immer schwächer, verbrachte meine Tage hauptsächlich damit zu schlafen, Unmengen an Flüssigkeiten zu trinken und nur noch auf der Toilette zu hocken. Als ich dann anfing, nachts wieder ins Bett zu machen, war klar, dass irgendetwas nicht stimmen konnte. Eines Morgens, als ich wieder völlig benommen war, ging es also ab zum Arzt. Blut abnehmen und in einen Becher pinkeln. Am Ende des Tages kam dann die Nachricht: Ab ins Krankenhaus!
Mir war damals nichts bewusst und ich glaube auch meinen Eltern wurde erst nach und nach klar wie viel Arbeit das ist, vor allem mit einem Kind, welches mit sechs noch viel zu wenig begreift.
Damals musste man seine Krankheit noch an das Leben anpassen und nicht andersherum. Ich hatte einen straffen Plan. Ich musste zu ganz bestimmten Zeit spritzen und auch zu ganz bestimmten Zeiten essen, dann aber auch nur genauso viel wie der Plan vorsah. Mehr oder weniger essen war nicht drin. Genauso wenig wie einfach mal zwischendurch etwas essen. Das ist nicht einfach, vor allem nicht als Kind! Und dieses Spritzen! Ich habe immer versucht mich zu verstecken, aber ich wurde immer gefunden. Das Insulin musste einfach in meinen Körper!
Für mich war damals vieles nicht klar. Meinen Eltern muss der Kopf geraucht haben. Lernen wie man spritzt vor allem. Ich weiß noch, dass die Kinderstation dafür einen plüschigen Teddy hatte, an dem sie lernen konnten wie man richtig spritzt. Trotzdem war es nochmal etwas völlig anders als an einem lebenden, dem eigenen, Kind! Und ich glaube mich zu erinnern, dass mich nur meine Mama gespritzt hat. Immer. Jeden Morgen. Jeden Abend. Immer um die gleiche Zeit.
Es war einschneidend, aber ich war ein Kind. Man nimmt es hin und mir wurde es möglichst leicht gemacht. Ich konnte weiter in den Kindergarten gehen, meine Kindergärtnerin gab sich alle Mühe, sich schlau zu machen und mich einzubinden. Aus dem Krankenhaus hatten wir ein Hörspiel "Kasperle und der zuckerkranke Igel", es half viel dabei nicht nur die Kinder sondern auch die Erwachsenen verstehen zu lassen. Und ich wurde eingeschlossen, immer dabei, statt daneben. Denn es geht auch anders, leider, aber ich wurde damit zum Glück nicht konfrontiert.
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