Das Monster wechselt auf die Oberstufe / Das Monster, welches meine Augen fraß

Mit dem Schulwechsel kam ich plötzlich in eine andere Situation, denn hier wusste kaum einer etwas von meiner Krankheit. Meine Klassenlehrerin interessierte sich nicht dafür, sie wurde tatsächlich erst dafür empfänglich als irgendwann ein anderer Junge in meine Klasse kam, der ebenfalls Diabetes hatte und dies nicht so gut verbergen konnte wie ich. Plötzlich wurde sie sich bewusst, was alles hätte geschehen können, aber ich hatte immer meine Freunde in der Klasse, die wussten, was man im Notfall hätte tun müssen, daher war es für mich unerheblich. Dass sie mir auf der Klassenfahrt quasi die Aufsicht über den anderen Jungen aufdrückte, fand ich dagegen wiederum nicht so toll. Sie war dafür verantwortlich, nicht ich.

Ansonsten ging diese Zeit aber vorüber, teilweise habe ich Jahre neben Mitschülern gesessen, die nicht mal mitbekommen haben, wenn ich mich schnell gespritzt habe, das einzige was mich verriet, waren zufällige Blicke beziehungsweise der Geruch. Für mich riecht Insulin nicht mehr, aber wenn man es nicht gewohnt ist, kann es sein, dass andere es riechen und als unangenehm empfinden. Was absolut in Ordnung ist, auch wenn ich dafür nichts kann, aber wir haben uns alle damit arrangiert und es gab keinerlei Probleme mit meinen Mitschülern. Im Gegenteil, bereits wie in der Grundschule waren alle eher fasziniert und wollten wissen, wie was funktioniert und wie sich das anfühlt. Mehr als einmal habe ich an Mitschülern den Blutzucker gemessen um ihnen zu demonstrieren, was ich im Schnitt fünfmal am Tag tun musste. Nur das Spritzen konnte ich ihnen nicht zeigen und ich wollte das auch nicht. Wenn sie mir fasziniert zusahen und Fragen stellten, war das in Ordnung, aber mehr musste dann doch nicht sein.

In dieser Zeit passierte nicht viel. Das Monster war ruhig. Aber das verheißt oft auch nichts Gutes!

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