Posts

Es werden Posts vom August, 2020 angezeigt.

Kapitel 20 / Tränen des Mondes

Die kalten Augen waren grauenhaft aufgerissen, das rechte Ohr fehlte und eine Menge Blut glänzte noch feucht auf dem nackten Oberkörper. »Na Freunde«, selbst die Stimme klang verzerrt und rau. »S-Seth«, stammelte Leandriis mit entsetztem Blick in den moosgrünen Augen und taumelte zwei kleine Schritte zurück, bevor sie gegen eine feuchtkalte Steinwand stieß. »Was ist mit Claire geschehen?« Mutig, obwohl ihm das Herz bis zu den Ohren klopfte, trat Kian vor und stellte sich damit auch zwischen den blutenden, rachsüchtigen Mann und Leandriis. »Sie hat ihre verdiente Strafe bekommen! Ich hätte sie niemals verschonen dürfen, von Anfang an nicht, aber ich war blind. Blind und so dumm zu glauben, dass sie anders wäre als ihre Vorfahren, doch das war ein Irrtum. Ein dreckiges Wolfsblut bleibt eben immer einer von euch.« Aus Seth sprach tiefster, irrationaler Hass. Er glich kaum noch einem Menschen, seine Augen waren eisige Höhlen und sein Gesicht war fratzenhaft verzogen. Leandriis

Kapitel 19 / Tränen des Mondes

Sie wanderten mittlerweile seit Tagen und die fruchtbaren Felder hatten sich in braches Land verwandelt. Starr und anklagend wiesen trockene Baumgerippe in den Horizont. Schwarze, abgebrannte Ruinen säumten ihren Weg. Es war still, so unnatürlich still, dass es Leandriis und Kian in den Ohren wehtat. Nur selten kreuzte ein Lebewesen ihren Weg und noch seltener trafen sie auf Menschen, die in den Ruinen hausten. Auch die nächste Stadt, die die beiden erreichten, war verlassen. Gespenstisch pfiff der Wind durch das zerbrochene Gestein und ließ laut krachend hölzerne Fensterläden an die Mauern stoßen. Fröstelnd und immer wieder zusammen zuckend zog Leandriis ihren verschlissenen Mantel enger um sich, den sie in einer der abgebrannten Ruinen gefunden hatte. Sie wusste nicht warum, aber sie verspürte Angst. Tief sitzende, animalische Angst. Plötzlich blitzten Bilder vor ihren Augen auf und wimmernd fiel sie auf die Knie. »Lea«, schrie Kian, aber der schrille Schrei drang gar nicht meh

Kapitel 18 / Tränen des Mondes

»Claire«, Seths kalte Stimme holte sie aus ihren Gedanken. Seth seufzte als er in Claires tiefblaue Augen schaute und die Antwort lesen konnte, die Antwort, die er nicht hatte hören wollen. »Die Wolfsjagd ist beendet! Seth, diese Kinder sind nicht für die Taten ihrer Vorfahren verantwortlich. Sieh sie dir an!«, bat Claire und sah ihren Mann eindringlich an. Unwillig wandte sich Seth den beiden Feach zu. »Sie sind Kinder, beide bei den Menschen aufgewachsen, sie wissen doch gar nicht, welche Macht sie haben. Wie könnten sie sein wie … die anderen damals?« »Und weil sie nicht wissen, welche Macht sie haben, sind sie gefährlicher als all jene damals, Claire. Was, wenn das Monster aus ihnen herausbricht und sie morden ohne es zu wissen. Tiere reißen, Menschen verletzen. Nein Claire, das lasse ich nicht zu!« Mit brennendem Hass in den Augen drehte er sich zu Kian und Leandriis um, beide erstarrt vor den geifernden Hunden viel zu nah vor ihnen. Kian überlegte fieberhaft, aber selbst