Kapitel 2 / Tränen des Mondes
»Lea«, der panische Schrei ihrer Pflegemutter peitschte durch die Nacht. Ergeben seufzte das junge Mädchen und öffnete die Augen. Ihr Blick streifte durch die Gegend und blieb auf dem nicht weit entfernten Herrenhaus haften, welches sich dunkel und majestätisch in den Himmel reckte. In der Tür stand Martha, ihre füllige Pflegemutter, die Augen furchtsam aufgerissen. Noch einmal seufzte Leandriis laut und trabte schließlich langsam dem warmen, trockenen Haus entgegen. »Na endlich«, schnaubte Martha und konnte ihre Besorgnis nicht ganz aus ihrem Blick verdrängen. Sie liebte das kleine eigensinnige Mädchen, auch wenn dies nicht immer ganz einfach war. Vor etwa acht Jahren hatte ihr Mann Jonathon, Gott hab ihn selig, das kleine verwahrloste Mädchen im Wald gefunden, vollkommen einsam und ausgezehrt. Wie ein Hündchen hatte sie sich an seine Fersen geheftet und war ihm und seinem treuen Pferd Ved Tag für Tag gefolgt. Irgendwann konnte der gutherzige Mann das ganze Theater nicht mehr mi