Der Traum / Farbschatten der Erinnerung


Er hatte immer wieder den gleichen Traum, immer wieder die gleichen Bilder vor den Augen, es wiederholte sich wie in einer endlosen Schleife.
Nachts tauchte er in einer andere Welt ein, war nicht länger Bewohner dieser Welt. Seine Reise führte ihn ins Licht, in eine Welt voller Wunder und Schönheit. Hier fühlte er sich sicher und geborgen, konnte froh und glücklich sein, ohne überhaupt zu wissen warum.
Auch heute Nacht war er wieder hier, konnte sich dieser Welt einfach nicht entziehen. Aufmerksam sah er sich um, nur um sich nichts entgehen zu lassen. Blumen in allen erdenklichen Formen und Farben blühten überall, der Duft von Erde, Gras und Blumen zog seine Bahnen durch die Luft und berauschte ihn.
Eine Stelle, nicht weit von ihm entfernt, schien ihn magisch anzuziehen. Erst ging er langsam darauf zu, dann wurde er immer schneller, bis er rannte. Auf den ersten Blick war diese Stelle wie alle anderen. Bäume wuchsen dem Himmel entgegen, weiße und rosa Blumen wuchsen, wo es ihnen möglich war und … Da, was war das? Ein kleines Wesen saß zwischen den Blumen und sah ihn mit seinen wunderschönen dunklen Augen an. Das ist kein Tier, schoss es ihm durch den Kopf und er wurde sich bewusst, dass das Wesen menschlich aussah, aber es war doch so klein. Sie … er ging einfach davon aus, dass es eine »sie« ist, war in ein weißes Gewand gehüllt und auf ihren Rücken wuchsen weiße Flügel. Flügel? Er schaute noch einmal genauer hin, aber da waren wirklich Flügel. Jetzt werde ich verrückt. Der Gedanke verschwand so schnell wieder, wie er gekommen war. Hier ist alles möglich! Langes, blondes Haar fiel ihr offen über den Rücken und gab ihr ein engelhaftes Aussehen. Eine Fee, schoss es ihm durch den Kopf. Er stand tatsächlich vor einer echten Fee. Wortlos erhob sie sich und flog einmal um ihn herum, bevor sie sich auf seinen Handrücken setzte.
»Behalte diesen Augenblick für immer in deinem Herzen!« Ihre Stimme war samtweich, noch niemals hatte er so eine zarte Stimme gehört. Er fand keine Worte und sah sie weiter einfach nur an. Mit einem letzten zauberhaften Lächeln erhob sie sich und flog davon.
Mit einem Ruck öffnete er die Augen und befand sich wieder in seiner Welt.
»Ein Traum«, murmelte er, wurde jedoch eines Besseren belehrt, als er die strahlend weiße Feder neben sich auf dem Kopfkissen sah.

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