Das Mädchen und die Schreibmaschine / Farbschatten der Erinnerung
Ein kleines Mädchen läuft am Meer
entlang. Ihr Ziel ist ein kleiner Holzsteg am Strand, der fast immer frei von
Menschen und so ein guter Ort zum Nachdenken ist. Auch heute liegt er völlig
verlassen da, nur eine kleine Schreibmaschine steht alleine auf den alten
Holzplanken. Das Mädchen nähert sich der Schreibmaschine und entdeckt ziemlich
schnell die vollgeschriebenen Blätter, die zum Teil verstreut daneben liegen.
Neugierig beginnt sie zu lesen.
Heute ist ein ruhiger Tag. Es
kommen kaum Kunden und auch mein Boss ist beschäftigt und lässt mich in Ruhe.
Vor allem mit seinem Drängeln, dass ich mir einen Computer anschaffen soll und
ich meine geliebte Schreibmaschine endlich wegschmeiße, aber ich will sie
behalten. Ich weiß doch gar nicht wie man mit so einem technischen
Schnickschnack umgehen soll, die gehen doch eh bloß kaputt. Aber mein Chef
lässt mir einfach keine Ruhe.
Uh heute ging echt alles
schief. Erst kam ich zu spät zur Arbeit und habe einen richtigen Anschiss von
meinem Chef kassiert. Dann habe ich ihm auch noch den Kaffee über die Hose
geschüttet, man, gab das Ärger. Jetzt muss ich mir auch noch sein Drängen nach
einem Computer anhören. Mein Gott.
Überraschung. Überraschung.
Mein Chef hat ohne mein Wissen einen Computer in meinem Büro installiert und
dann meine geliebte Schreibmaschine neben die Mülltonnen gestellt. Zum Glück
habe ich sie noch rechtzeitig gefunden, bevor die Müllabfuhr gekommen ist.
Jetzt weiß ich nicht, was ich mit ihr machen soll. Mit nach Hause kann ich sie
nicht nehmen, mein Freund schmeißt sie sofort aus dem Fenster. Er ist der
absolute Technikfreak und immer auf dem neusten Stand der Technik. Dabei habe
ich doch schon so viel mit ihr erlebt, irgendwie ist sie eine gute Freundin für
mich geworden. Und jetzt? Jetzt soll ich sie einfach weggeben und sie im Stich
lassen? So kommt es mir jedenfalls vor. Aber einfach wegschmeißen? Nein, ich
werde sie an einen ganz bestimmten Ort bringen. Dort wo ich mich wohlfühle und
immer Ruhe und Kraft finden konnte. Vielleicht findet sie jemand, der noch
etwas mit ihr anfangen kann und sich gut um sie kümmert.
Ich habe diese Zeilen
geschrieben um mitzuteilen, was diese Schreibmaschine für mich bedeutet und
warum sie hier steht. Wer auch immer zu diesem verlassenen Ort kommt, ich bitte
dich, dich um meine Schreibmaschine zu kümmern und ihre Geschichte zu erhalten.
Wenn ich irgendwann wieder
hier her komme, hoffe ich meine Schreibmaschine in guten Händen zu wissen. Ich
danke dir. Danke.
Das Mädchen lässt nachdenklich
die Blätter sinken und betrachtet die Schreibmaschine genauer. Sie ist tatsächlich
in sehr gutem Zustand und nach längerem Nachdenken beschließt sie, die
Schreibmaschine mitzunehmen, da sie sich an ihren Opa erinnert, der erst
letztens erzählt hat, wie sehr er sich eine gute alte Schreibmaschine zurück
wünsche, da er mit den neuen Technologien überhaupt nicht klar komme. Das
Mädchen lächelt glücklich und nimmt die Schreibmaschine mit nach Hause.
Auf den alten Holzplanken
verbleibt ein Blatt.
Danke für die Schreibmaschine.
Sie ist bei mir in guten Händen, mein Opa hat sich sehr gefreut, denn er kommt
mit den neuen Geräten gar nicht klar. Viele Grüße, Isabel.
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